Meier meint

Viel Obst und Gauklerei

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

Die Mieter seien von den Vermietern in den letzten 15 Jahren um nicht weniger als 78 Milliarden Franken zu viel Miete über den Tisch gezogen worden. Das kolportiert der Mieterverband (MV) unter Inanspruchnahme einer von ihm erstmals 2006 vorgestellten und nach 15 Jahren «aufgewärmten» Studie, die nach eigenen Angaben mit«theoretischen» oder dann auch «hypothetischen» Mietzinsen operiert. Diese seien jeden Monat um 200 Franken zu hoch. Die sachliche Stellungnahme des HEV zu den gewagten Darstellungen der Mieterseite, in denen Äpfel mit Birnen verglichen werden, finden Sie auf Seite 9. Übrigens liegt die durchschnittliche monatliche Wohnungsmiete gemäss Bundesamt für Statistik bei 1362 Franken.

Noch besser wird es dann, wenn aus derselben Ecke fantasiert wird, gleichzeitig hätten die Wohneigentümer aufgrund der tiefen Hypozinsen weniger Kosten gehabt und seien dank rasant steigender Wohnungspreise noch reicher geworden. Tatsächlich haben sich die Preise für selbstgenutztesWohneigentum in den letzten20 Jahren verdoppelt oder sind teilweise noch mehr angestiegen. Für den Eigentümer bedeutet das in erster Linie jedoch nur dann effektiv mehr Geld, wenn er den Kaufpreis für sein Eigentum aufbringen muss. Deshalb können sich immer weniger Familien Wohneigentum leisten, auch wenn sich dies die meisten noch immer sehnlichst wünschen.

Ist das Wohneigentum dann erst einmal erworben und steigt sein Marktwert weiter, bringt diese Höherbewertung dem Eigentümer nur einen sogenannten «Buchgewinn», nichts anderes als einen rein «geldlosen» Gewinn auf dem Papier. Und dies genau so lange, wie er die Liegenschaft in seinem Eigentum hält. Darüber freuen sich lediglich die Steuervögte, und dies nicht zu knapp. Denn – rein buchhalterische – Höherbewertungen führen zu höheren Eigenmietwert- und Vermögenssteuern sowie zur Erhöhung der in vielen Kantonen zusätzlich einkassierten Liegenschaftssteuern. Einen Gewinn in Form von Liquidität respektive Geld bekommt der Eigentümer im besten Fall erst dann in die Hand, wenn er seine Wohnliegenschaft verkauft. Und dann freut sich der Fiskus erneut, wenn er seine Rechnungen für die Handänderungs- und die Grundstückgewinnsteuer stellen kann.

Der den Wohneigentümern unterstellte Reichtum findet primär auf dem Papier statt. Er bringt ihnen nicht mehr Geld, sondern vielmehr steigende Gebühren und Abgaben.

«Der den Wohneigen-tümern unterstellte Reichtum findet primär auf dem Papier statt.»