Garten und Terrasse

Windige Kletterakrobaten: Blütenreichtum bis zum ersten Frost

Garten Gegen Sommerende zeigt sich, ob die im Frühling eingebrachte Saat von einjährigen Kletterpflanzen auch gut durch den Sommer gekommen ist.

von Brigitt Buser

Gartenjournalistin, Zeitschrift Schweizer Garten

Mit einjährigen Kletterpflanzen sorgt man für Kurzweil auf dem Balkon. Je nach Art halten sich die Pflanzen selbstständig oder winden sich um die vorab angebrachten Kletterhilfen. Ein überaus beliebter Kletterer ist die seit eh und je in Bauerngärten kultivierte Duftwicke (Lathyrus odoratus). Für den Duft sind die hübschen, elfenhaften, je nach Sorte weissen, blauen, rosa, roten, schwarzvioletten oder zweifarbigen Blüten verantwortlich. Dank ihrer festen Stiele und ihres süssen Dufts wird sie auch gerne als Schnittblume verwendet. Ob einzeln, in Kombination mit anderen Wickensorten oder mit einer kleinblütigen Kletterrose vergesellschaftet, bringt sie garantiert Romantik auf Balkon und Terrasse. Dasselbe gilt für die weniger bekannte Glockenrebe (Cobaea scandens) mit beachtlichen weissen oder violetten Glockenblüten. Bei der Helmbohne (Lablab purpureus), die violett angehauchte, herzförmige Blätter hat und mit lila Blüten nicht geizt, sowie bei der Feuerbohne (Phaseolus coccineus) mit ihren leuchtend roten Blüten im sattgrünen Laub sind die noch jungen Schoten essbar. Ebenfalls geniessbar sind die jungen Blätter und die gelben, orangen oder dunkelroten Blüten der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus). Sie schmecken, wie die Knospen und Samen, leicht pfeffrig.

Rascher Sichtschutz zum Nachbarn

Nicht zu vergessen die Winden: Einerseits die Prunkwinde oder Trichterwinde (Ipomoea tricolor) mit weissen, pinken, blauen und violetten Blüten, die je nach Sorte auch mehrfarbig ausfallen können. Im Gegensatz dazu bildet die Sternwinde (I. lobata) bis zu 40 cm lange Blütenstände (Wickel) mit rund einem Dutzend röhrigen Blüten, die im Knospenstadium rot sind. Im Laufe der Blüte wechseln sie zu orange, dann werden sie gelblich, und vor dem Verblühen sind sie fast weiss. Ebenfalls einen guten Sichtschutz bietet die Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata). Von ihr sind Samen und ab Mai auch vorkultivierte Pflanzen mit orangen, gelben, rosa oder weissen Blüten mit dunklem Auge erhältlich.

Ein guter Start ist wichtig

Natürlich muss, damit sich zuverlässig neue Blüten bilden, Abgeblühtes laufend entfernt werden. Lässt man ab Ende August einige Samen ausreifen, kann man sie für die Aussaat im Frühling nutzen – sie sind allerdings nicht sortenecht. Wünscht man sich eine frühe Blüte, muss das Saatgut bereits ab März auf der hellen Fensterbank vorgezogen werden. Wicken keimen bei 10 bis 15 °C, die Schwarzäugige Susanne bei 18 °C, Winden bei 20 und Glockenreben zwischen 20 und 22 °C. Mit Helm- und Feuerbohnen sowie Kapuzinerkresse wartet man besser bis zum April. Damit hartschalige Samen gut keimen, legt man sie vor der Aussaat über Nacht in lauwarmes Wasser. Einmal angezogen, werden sie pinziert, wodurch sie buschiger werden. Bis zu den Eisheiligen kultiviert man die Pflanzen um die 15 °C weiter, danach wandern sie, in grössere Töpfe umgepflanzt, an den endgültigen Standort.

Keine Regel ohne Ausnahme

Fast alle erwähnten Pflanzen erhalten, da sie rasch wachsen und sich bald zu Dauerblühern entwickeln, wöchentlich einen phosphorbetonten Flüssigdünger. Nur die Glockenrebe bildet eine Ausnahme: Soll sie zuverlässig bis in den Herbst hinein blühen, wird nur einmal monatlich gedüngt. Damit weder Spinnmilben noch Mehltau eine Chance haben, sollten die Kletterer unbedingt an einem gut durchlüfteten Standort kultiviert werden. Sternwinde, Helmbohne, Glockenrebe und Schwarzäugige Susanne lassen sich auch mehrjährig kultivieren. Dazu schneidet man sie, wenn die Temperaturen unter 10 °C fallen, auf ca. 50 cm zurück, putzt sie aus und stellt sie an einen kühlen, hellen Ort um 10°C. Regelmässige, aber sparsame Wassergaben nicht vergessen! Ausgewintert wird ebenfalls nach den Eisheiligen.

Schweizer Garten

Informieren Sie sich im Magazin «Schweizer Garten» über Gartentrends, und holen Sie sich wertvolle Ratschläge zur Gartenpflege. Als HEV-Mitglied erhalten Sie 30 % Rabatt auf das Jahresabo der Zeitschrift Schweizer Garten. Hier finden Sie weitere Infos zum Angebot. 

Praxistipps für den September

Diese Gartenarbeiten erledigen Sie am besten jetzt:

Randen im Herbst pflanzen: Bis Anfang September ist die letzte Gelegenheit, um Randensetzlinge in die Erde zu bringen. Die Rande ist ein typisches Wintergemüse und lässt sich in der Küche auf vielfältige Art zubereiten. Wie wäre es mit einem bunten Randen-Carpaccio an den letzten warmen Herbsttagen oder einem wärmenden, herzhaften Borschtsch – eine osteuropäische Randensuppe – an kühlen Abenden? Auch in der Welt der Randen kann es farbenfroh zugehen: Die Pro-Specie-Rara-Sorte ‘Chioggia’ zeigt im Querschnitt abwechselnd pinke und weisse Ringe. Die ‘Rote Kugel’ hat ein tiefrotes zartes Fleisch und lässt sich besonders gut lagern. Die mildesten und süssesten Exemplare sind die gelben Sorten, etwa ‘Burpees Golden’ – ideal als Rohkost. Bezug: im Fachhandel.

2  Sanddorn – wild und wertvoll: Während viele Apfel- und Birnbäume noch Lagersorten und Herbstfrüchte tragen, die Zwetschgen und Pflaumen reif in den Ästen hängen und die Feigen an der Hauswand vor Reife fast platzen, geht gerne vergessen, dass auch auf Feld und Flur die Erntezeit ansteht. In Hecken und an Sträuchern reifen Sanddorn, Kornelkirsche, Hagebutte, Weissdorn, Schwarzdorn sowie Schwarzer Holunder heran. Vor der Ernte dieser Früchte ist eine gute Vorbereitung von Vorteil. Die Schlehen-Früchte des Schwarzdorns werden am besten mit dicken Handschuhen und einer reissfesten Jacke von den dornigen Ästen geerntet. Auch am Sanddorn sitzen viele Dornen. Dessen süsssäuerliche Beeren können mitsamt den Ästen geschnitten werden und wandern danach ins Gefrierfach. Die gefrorenen Beeren fallen dann leicht vom Ast. Gut überlegt will auch sein, was aus dem gefundenen Wildobst werden soll. Ob nun als Konfitüre, Gelee oder Likör, Fruchtmus oder Trockenfrucht – die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Wer sich bei der Erkennung der Wildfrüchte nicht sicher ist, sollte einen Bestimmungsführer mitnehmen.

Fleissige Blümchen: Viele Arten des einjährigen Sommerflors geben noch lange nicht auf, wenn der Herbst naht. Ein Hingucker ist die Spinnenblume (Cleome spinosa). Sie wächst aufrecht und blüht kontinuierlich vom Frühsommer bis zum Herbst. Am besten gedeiht sie an einem vollsonnigen, warmen Platz vor einem ruhigen Hintergrund und mit etwas Abstand zu anderen Blühpflanzen. Auch in ein grösseres Gefäss gesetzt, sieht sie toll aus. Weitere Einjährige mit langer Blütezeit, sofern die Witterung mild und trocken bleibt, sind Studentenblumen (Tagetes), Löwenmäulchen (Antirrhinum), diverse Chrysanthemenarten, Verbenen, Amaranth, Begonien – vor allem B. semperflorens – und der unermüdlich blühende Duftsteinrich (Lobularia maritima).

Dahlienherbst: Kein Spätsommer ohne Dahlien! Gepflanzt werden die Herbstschönheiten ab Anfang Mai, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Je nach Sorte blühen sie von Juli bis zum ersten Frost. Damit Dahlien fleissig neue Blüten bilden, müssen sie ausgeputzt werden: Verblühtes und Samenansätze werden regelmässig und frühzeitig entfernt. Sobald die oberirdischen Pflanzenteile abgestorben sind, bleiben die Knollen noch ca. 1 Woche im Boden, damit die Knollenreife erfolgen kann. Nach dem Ausgraben werden die Stängel rund 5 cm über dem Wurzelhals abgeschnitten. Die Knollen von der Erde befreien und an einem nicht zu trockenen, kühlen und frostfreien Ort bei ca. 6 °C lagern. Nach Entfernen der Knollen Kompost in den lockeren Boden einarbeiten. Schweizer Garten