Gartenplanung

Vom Märchenwald zum Zaubergarten

Zaubergarten, so nennen die beiden Landschaftsarchitekten Jan Schelling und Robin Lustenberger einen neu gestalteten Privatgarten in Aesch BL. Und tatsächlich ist der Name Programm, denn der Garten bietet eine gelungene Dosierung zauberhafter Gestaltungskraft.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Für den rational denkenden Menschen ist die Natur oft bloss ein naturwissenschaftliches und von einer gewissen Nüchternheit geprägtes Ökosystem. Andere hingegen nehmen Landschaften und Gärten als etwas Einzigartiges und Kunstvolles wahr. Darüber hinaus gibt es noch eingefleischte Romantiker. Für sie ist die Natur voller Wunder und Geheimnisse. Ein mystischer Garten wird dann schnell einmal zur Bühne für Elfen, Feen und andere Naturgeister. Dass eine gewisse Portion Romantik und Mystik nicht schaden kann, zeigen die verträumten Ideen von Gartengestaltern, die das Verspielte, Kreative, Wilde und Verwunschene lieben. Solches widerspiegelt sich auch in den Kreationen der beiden Gartenplaner Robin Lustenberger und Jan Schelling. In Aesch BL haben die beiden zauberhafte Spuren hinterlassen. Entstanden ist ein Garten voller Überraschungen und faszinierender Gartenbilder mit anmutigen Nischen und Ecken. 

Märchenwald mit stämmigen Baumriesen

Mit seinen eigenwilligen, mächtigen Bäumen und dem dichten Unterholz erinnerte der ursprüngliche Garten an einen Märchenwald, beschreiben die Planer die Ausgangslage. Für die Gartengestalter stand schnell fest, dass diese Faszination unbedingt erhalten bleiben sollte. Was noch fehlte, war die gestaltende Hand, die den Märchenwald in einen geheimnisvollen Zaubergarten verwandeln würde. Es sollte ein verträumtes und inspirierendes Gartenparadies geschaffen werden. 

Magie des Zaubergartens

Entstanden ist ein Zaubergarten, der durch seine malerischen Details eine einzigartige Stimmung kreiert.  Zudem ergab sich mit der Umgestaltung ein interessantes Phänomen: Durch die Bepflanzung hat sich die frei begehbare Fläche des mittelgrossen Gartens verkleinert. Organisch geformte Beete ragen heute in den Garten hinein, grosse Bäume und mehrstämmige Gehölze üben ihre raumbildende Funktion in der Höhe aus. Eine rechtwinklige Balkenkonstruktion trägt die strenge Formensprache des puristischen Betonbaus in die üppige Pflanzenwelt. Verschiedene Bodenbeläge aus Holz, Stein, Kies und Rasen täuschen dem Auge Horizonte vor und verleihen dem Gartenraum eine besondere Tiefe. Die Magie spielt, wenn der Garten vor dem Auge des Betrachters zu wachsen scheint.

Die Planer wollten unbedingt einen Ort im Garten schaffen, der einen Perspektivenwechsel zu den Aufenthaltsorten direkt beim Haus bietet. Die rechtwinklige Balkenkonstruktion führt den Gartenbesucher heute an die richtige Stelle, genau dorthin, wo der offene Kamin, der früher im Wohnzimmer stand, am neuen Standort einen Kiesplatz schmückt. Eine gewisse Zauberei findet sich auch hier: Der Blick vom Garten Richtung Haus offenbart eine ganz andere Sicht als der Blick vom Wohnhaus her.

Willkommene Gartenvielfalt

Die Bauherrschaft wünsche sich ausdrücklich einen Garten mit abwechslungsreicher Artenvielfalt. Üppig blühend, so dass der Garten Lebensraum für Flora und Fauna bietet, sagt Robin Lustenberger. Eine Herausforderung, die das Planerteam kreativ meisterte. Entstanden ist ein Garten mit verschiedenen Stauden, Gräsern, Hecken, mächtigen Bäumen und mehrstämmigen Gehölzen in fantasievoll geformten Pflanzflächen. Schmale Wege und kleine Plätze mit unterschiedlichen Bodenbelägen begleiten den Artenreichtum. Die mehrstämmigen Bäume mit ihren natürlichen Formen gewähren Durchblicke und schaffen Räume. Sie erzeugen durch ihr charakteristisches Äusseres eine einzigartige Atmosphäre und ein gelungenes Naturerlebnis. Verschiedene Gräser tragen zu diesem Bild der Weichheit und Natürlichkeit bei. Heute lockt der Garten mit weichen Formen, lauschigen Plätzen und parkähnlich geschwungenen Wegen. 

Wer diesen Garten betritt, wird vom Entdeckergeist übermannt, beschreibt Jan Schelling die Szenerie. Kaum geht man ein paar Schritte, entdeckt man etwas Neues. Nichts ist entspannender als zu beobachten, wie die Vögel zwitschern, der laue Wind durch die stattlichen Baumkronen weht und sich die Abendstimmung über den Garten legt. Ein solcher Garten kann der Magie eine grosse Bühne bieten und seinen Betrachter in eine wundersame Zwischenwelt entführen. So viele verschiedene Gartenräume, Nischen und Plätze gibt es in dieser märchenhaften Gartenanlage zu erkunden und bestaunen – ein wahrer Zaubergarten.