Ausflüge

Trippel-Trampel im Chläggi

Schaffhausen Trampelnderweise mit dem Velo durch den Schaffhauser Klettgau: Die leichte Tour führt an weiten Kornfeldern vorbei mitten in die bekannte Weinbauregion rund um Hallau. Logisch übernachtet man im «Chläggi» dann auch im Fass.

von Üsé Meyer

Journalist

«Tar da da?» «Ja, da tar da.» «Da da da tar!» Wer das versteht ist Schaffhauser. Für alle anderen hier die Übersetzung: «Darf es (das Kind) das?» «Ja, es darf das.» «Dass es das darf!» Auf ihren Dialekt sind die Schaffhauser stolz. Darum verwundert es nicht, dass es beispielsweise in Schleitheim, oder «Schlaate» wie sie hier sagen, sogar einen Erlebnispfad namens «Tar da da-Weg» gibt. Und stolz sind die Schaffhauser ausserdem auf den Rheinfall.

Das dürfen sie auch. Immerhin ist er der grösste Wasserfall Europas: 23 Meter hoch, 150 Meter breit. Tosend und weiss schäumend stürzen die Wassermassen herunter. Man glaubt, gleich würde der Mittelfelsen mit den Touristen darauf mitgerissen, die ganze Szenerie in feinen Tropfennebel gehüllt – so erleben wir das Naturspektaktel. Gestartet zu unserer Velotour von Neuhausen durchs Klettgau («Chläggi») nach Trasadingen sind wir gerade erst vor fünf Minuten und legen hier bereits den ersten Stopp ein.

Der trippel-trappelnde Balthasar

Weniger spektakulär gehts dann die nächsten 25 Minuten bis Beringen weiter: zu viel Industrie säumt den Weg. Doch kaum lassen wir das erste Dörfchen des Klettgaus hinter uns, wird es ländlich – von nun an führt der Veloweg meist über kleine, autofreie Strässchen – stets entlang von Feldern mit Weizen, Raps, Mais, Urdinkel oder Sonnenblumen. In der Ferne erblicken wir die kleine Kirche von Löhningen und dahinter den Randen – ein Ausläufer des Tafeljuras. Dieser Höhenzug wird unter anderem im «Randenlied» von Mundartdichter Otto Uehlinger besungen. Gar über die Kantonsgrenze hinaus bekannt sind die Lieder von Dieter Wiesmann. Der Schaffhauser Apotheker und Liedermacher hatte etwa mit «De Tuusigfüessler Balthasar» einen Kinderlied-Hit geschrieben: «Trippel trappel trippel, tibi dibi, trippel trappel trippel». Und «Blos e chliini Stadt» wurde zur Hymne seiner Heimatstadt.

Deutsches Eigentum in der Schweiz

Ein Fendt «Farmer 3s» mit Allradantrieb rattert an uns vorbei und bald radeln wir durch das grosse Tor ins kleine Städtchen Neunkirch. Sapperlot! Das war ein Fehler. Denn von dieser Seite sehen wir jetzt den Spruch über dem daneben liegenden kleinen Tor: «Durs gross Tor goht Sin letzte Gang, drum gang durs chli – und leb no lang.» Viel Leben gibt es hier momentan aber nicht: Leise plätschert der Brunnen, eine Katze putzt sich an der Sonne das Fell und das Restaurant «Gmaandhuus» (Gemeindehaus) hat Ruhetag. Das lange «aa» statt dem «ei» ist das Hauptmerkmal des Schaffhauser Dialekts.

Ausgangs Neunkirch passieren wir den Bahnhof, der mit «DB» beschriftet ist. Tatsächlich gehört die Hochrheinbahn, die von Basel nach Konstanz auch durch das Chläggi führt, der Deutschen Bahn – gebaut wurde sie 1863 von den Grossherzoglichen Badischen Staats-Eisenbahnen. Gemütlich pedalen wir entlang der Geleise. Links und rechts von uns die Äcker und Felder. Die Ähren des Weizenfeldes neigen sich im Wind. Wir blicken über die weite Ebene mit ihrem Karomuster aus Feldern in Grün, Gelb, Braun und Ocker. Einzeln stehende Birken mit ihren hängenden Ästen sowie kleine Gruppen von hoch aufragenden Pappeln runden das Bild ab. Und im Hintergrund liegt das Weindorf Hallau mit den ausgedehnten Rebhängen – der grössten zusammenhängenden Wein-baufläche der Deutschschweiz. Ein bisschen Toskana im nördlichsten Zipfel der Schweiz.

Nur ein Strich auf der Landkarte

In Trasadingen, «Traadingä» wie sie hier sagen, werden wir von Monika Rüedi herzlich empfangen. Die Bauernfamilie Rüedi betreibt ein Fasshotel. Hier kann entweder in echten alten Weinfässern oder in fassähnlichen neuen Zimmern übernachtet werden. Das Bauerndorf Trasadingen liegt direkt an der Grenze zu Deutschland. Für Winzer Andreas Rüedi ist die Grenze «eh nur ein Strich auf der Landkarte». Früher besass er auch Felder auf deutschem Gebiet, wo er Mais und Soja anbaute. Heute konzentriert er sich ausschliesslich auf den Weinbau. Mit den Berufskollegen von «ennet» der Grenze pflegt man aber auch heute noch einen guten Kontakt. Fürs Nachtessen radeln auch wir kurz rüber nach Deutschland, um uns danach satt undmüde ins Fass zu legen.

Ein bisschen Toskana im nördlichsten Zipfel der Schweiz.

Mit dem Velo ins Fass

Anreise / Rückreise: Mit dem Zug bis Neuhausen am Rheinfall. Retour mit der Hochrheinbahn von Trasadingen nach Schaffhausen.

 

Route: Neuhausen – Rheinfall – Beringen – Neunkirch – Wilchingen – Trasadingen

 

Dauer: Reine Fahrzeit ca. 2 Stunden

 

Anforderungsgrad: leicht

 

Länge / Höhenmeter: 19 Kilometer / 125m

 

Fahrrad-Miete: Keine Station in Neuhausen (eigene Fahrräder mitnehmen). Nächste Velostation: Bahnhof SBB Schaffhausen, weitere Infos unter: rentabike.ch

 

Bemerkungen: Für einen Abstecher zum Rheinfall die Velos beim Industrieplatz parkieren (3 Minuten zu Fuss). Rückweg ab Trasadingen entweder mit dem Zug (Velo-Selbstverlad / keine Reservation nötig) oder mit dem Velo via Hallau – Gächlingen – Löhningen nach Neuhausen.

 

Fasshotel: Familie Rüedi, Trasadingen, weitere Informationen finden Sie unter: rueedi-ferien.ch

In Trasadingen befindet sich ein weiteres Fasshotel (fasshotel.ch).