Inneneinrichtung

Wandspiegel - die Eycatcher im Raum

Wohnen Ob im Flur, im Schlafzimmer oder im Bad: Ein Wandspiegel lässt kleine Räume grösser wirken, sorgt für mehr Licht und setzt zudem Akzente.

von Andrea Eschbach

Journalistin, Zürich

Spiegel sind ein wichtiges Gestaltungselement in einer Wohnung. Sie reflektieren das natürliche Licht und werfen es in den Raum zurück. Ein Zimmer wirkt somit heller und offener, was wiederum das Gefühl von Weite vermittelt. Und Spiegel sind oft echte Statement Pieces, wie die neuesten Entwürfe zeigen.

Die Westschweizer Gestalterin Julie Richoz liess sich für ihren ersten Entwurf für Vitra von bunten Bauklötzen inspirieren. Die vier Seiten des «Colour Frame Mirror» haben verschiedene Farben, die pro Grösse zu je zwei lebendig-bunten und einer dezenten Variante komponiert sind. Die Tiefe der Rahmen erlaubt es, sie als praktische Ablage für kleine Utensilien wie Schlüssel oder Brillen oder als Podest für dekorative Kleinigkeiten zu nutzen. Mehrere Spiegel zusammen können an der Wand vertikal oder horizontal zu individuellen Arrangements angeordnet werden, deren Farben miteinander interagieren.

Resultat einer erstmaligen Zusammenarbeit ist auch «Arced Mirror»: Der australische Designer Rhys Cooper bezieht sich im Entwurf für den dänischen Hersteller Muuto auf die gewölbten Fenster der Architektur Sydneys, die er auf seinem täglichen Weg zur Arbeit beobachtet. Der raffinierte Spiegel ist frei von überflüssigen Details und interpretiert die klassischen skandinavischen Spiegel mit Holzrahmen neu. Durch die Verschlankung der Proportionen hat Cooper auch Materialabfall in der Produktion vermieden. Der Spiegel wird in zwei Grössen angeboten (einer kleinen und einer grossen), die beide vertikal oder horizontal aufgestellt werden können. Eine kaum sichtbare Leiste an der Basis bietet die Möglichkeit, ein Foto, ein Schmuckstück oder eine Kleinigkeit in Szene zu setzen. Der Spiegel ist mit einer Holzbeize auf Ölbasis behandelt, die den natürlichen Charakter und die Maserung des Fichtenholzes hervorhebt, und in den drei Farben Light Grey, Light Green und Light Lilac erhältlich.

Das Ergebnis einer ersten Kollaboration ist Jutta Werners Spiegel «Hat» für Ligne Roset. Der Entwurf aus Nussbaumfurnier und Spiegelglas besticht in der Kombination verschiedener Versionen des Spiegels. Benötigt wird mindestens ein Set von zwei Spiegeln, um eine harmonische Zusammensetzung zu bilden. Das Aufhängesystem ermöglicht die horizontale oder vertikale Anbringung des Spiegels.

Grafische Erscheinung

Ein grafisches Zeichen im Raum setzt der Spiegel «Friedrich 21» des jungen Berliner Labels Objekte unserer Tage: Er ist im Profil auf eine feine Linie reduziert und entfaltet seine volle Ausdruckskraft in der Fläche. Die Renaissance des Rundbogens in der Architektur prägt seine Silhouette. Die von Geradlinigkeit und wohl bedachten Kurven geprägte Erscheinung vereint Standfestigkeit mit Leichtigkeit und Eleganz. Die stimmigen Proportionen von Spiegelglas zu lackiertem Eschenholz – erhältlich in neun verschiedenen Farben – schaffen ein Gesamtbild, das sich je nach Farbwahl stilvoll in das Interieur einfügt oder mit markanter Präsenz den Raum bereichert.

Ganz geradlinig zeigt sich auch der Spiegel «Oodh», ein Entwurf von Lapo Ciatti für das italienische Label Opinion Ciatti. Der Designer war während einer Reise durch Kambodscha so beeindruckt von der berühmten Tempelanlage Angkor Wat, dass er die grossen Steinpassagen, die immer wieder Korridore und Durchgänge bilden, in ein Designobjekt übersetzen wollte. So gleicht der Spiegel in seiner Form eher der eines Portals als der eines traditionellen Spiegels. Der Spiegel aus extrudiertem, eloxiertem Aluminium ist in drei Grössen und zwei verschiedenen Finishes – Silber und Messing – erhältlich.

Auf Ballett spielt der österreichische Traditionshersteller Wittmann mit dem Spiegel «Ouvert» an. Der Name bezieht sich auf eine Position, in der sich Tänzer oder Tänzerinnen frontal dem Publikum präsentieren. Ebenso offen und selbstbewusst gegenüber seinen Betrachtern zeigt sich das 199 cm hohe Modell aus der Feder von Note Design Studio. Eingefasst ist der spielerisch anmutende Spiegel von einem Lederrahmen, dessen leichte Polsterung für Plastizität sorgt. Vier an fix definierten Positionen platzierte Nähte in Zweinadelsteppung betonen die Proportionen. Das Wohnaccessoire kann entweder leger an die Wand gelehnt werden, oder es schmiegt sich dank mitgelieferter Aufhängung elegant der Wand entlang. Beim Spiegel «Musa», einem Entwurf von Spazioameno für den italienischen Hersteller Bonaldo, trifft dagegen die Transparenz der Spiegeloberfläche auf die Solidität des Nussbaumholzes, das sie einrahmt.

Eyecatcher im Raum

Auf Wellen statt gerade Linien setzt der dänische Hersteller Normann Copenhagen: Der Spiegel «Illu» von Simon Legald wird durch seinen wellenförmigen Rahmen im Flur, im Schlafzimmer und in jedem weiteren Raum zum Blickfang. Inspirieren liess sich der dänische Designer von traditionellen Leuchtspiegeln aus Ankleidezimmern. Der aus PMMA (Acrylglas) gefertigte Rahmen ist bewusst dick gehalten und hebt sich vom Spiegelglas ab. Darin sind 345 dimmbare LED-Leuchtstreifen mit je 50 Watt integriert, die warmweisses Licht ausstrahlen. Der Wandspiegel kann an die Wand gelehnt werden, aber auch in beliebiger Höhe über die pulverbeschichtete Stahlhalterung an der Wand befestigt werden.

Ganz voluminös kommt der Spiegel «Zodiac Bumper» daher. Wie der Name schon sagt, ist er beeinflusst von den gleichnamigen Schlauchbooten. Der französische Designer Jean-Baptiste Fastrez entwarf den auffälligen Keramik-Spiegel für das Label Moustache. Die reflektierende Metalloberfläche und die ungewöhnliche Optik machen ihn zum veritablen Eyecatcher. Er wird mit einer Spritzpistole in mehreren aufeinanderfolgenden Schichten metallisch emailliert und dreimal gebrannt, bevor er seine Wirkung entfaltet – in Lila, Blau, Grün oder Rot.