Garteninspirationen

Regenwasser und andere Leidenschaften ...

Garten Gedanken zum Thema Giessen, Buchtipps für Gartenfreunde und Pflanzenvorschläge für den «Feuchtgraben» – tauchen Sie ein in die Garteninspirationen von Carmen Hocker.

von Carmen Hocker

Autorin, Gartenmagazin Pflanzenfreund.ch

«Schon wieder leidet unser Landstrich unter extremer Trockenheit, mit nur 10 mm Regen diesen Monat», schreibt Beth Chatto in einem Brief an Christopher Lloyd. Seiner Antwort ist zu entnehmen, dass ausnahmsweise auch in seiner Region nicht mehr Regen gefallen ist. In kaum einem Briefwechsel zwischen den beiden fehlte ein Kommentar zum Wetter und dessen Auswirkungen aufs Gärtnern.

Die britische Garten-Ikone Beth Chatto lebte in Essex, einer der trockensten Gegenden Englands, mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von nur 275 mm pro Jahr. Berühmt wurde sie unter anderem für ihren artenreichen, blühenden Kiesgarten, den sie aus einer öden Wildnis hervorgebracht hatte. Christopher Lloyd, Erbe des von Sir Edwin Lutyens gestalteten Anwesens Great Dixter, hatte in East Sussex völlig andere Voraussetzungen: Das gemässigte Klima im Südosten der Insel, mit 1215 mm Niederschlag pro Jahr, erlaubte es ihm, mit einer riesigen Vielfalt an Pflanzen zu gestalten.

Doch Not macht erfinderisch, und so experimentierte Beth Chatto mit den Gegebenheiten vor Ort. Als ein Gartenbereich einmal nach achtwöchiger Trockenphase im August nicht mehr vor Grün strotzte, stellte sie kurzerhand ein Schild auf und wies die Besucher darauf hin, dass hier nicht bewässert würde. Damit wollte sie herausfinden, welche Pflanzen diese Stressphase problemlos überleben. Kein Wunder, prägte sie den gärtnerischen Leitsatz «Die richtige Pflanze am richtigen Ort». Denn eigentlich gibt es für (fast) jeden Standort eine passende Pflanze ...

Keine trockene Angelegenheit

Bereits 1986 hat das damalige Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL ein Heft veröffentlicht, in dem es um den Bau von durchlässigen und bewachsenen Plätzen geht, um die örtliche Versickerung von Regenwasser. Und doch werden auch im Privatgarten noch immer Flächen zubetoniert und damit versiegelt. Im Einklang mit der Natur sind dagegen wasserdurchlässige Beläge aus Pflastersteinen, Schotter oder Kies. Gerade kleinkörniger Rundkies ist nicht nur eine kostengünstige Alternative, sondern auch eine ästhetisch ansprechende. Wie Bachläufe können sich Kieswege durch den Garten ziehen, aufgelockert durch bewusst gepflanzte trockenheitsresistente Polsterstauden oder wilde Spontanvegetation.

Buchtipp: «Dear Friend and Gardener!»

Ein Briefwechsel über das Leben, das Gärtnern und die Freundschaft. Beth Chatto und Christopher Lloyd, DVA, 2013, ISBN 978-3-421-03887-6.

Vorbild Vulkan

Vielleicht ist es kein Zufall, dass Kraterbeete ausgerechnet auf der Vulkaninsel Lanzarote zu finden sind. Dort werden sie genutzt, um Weinreben zu kultivieren. Doch auch in unseren Gefilden kann man sich die Vorteile dieser Methode für den Anbau von Gemüse zunutze machen: Kraterbeete (siehe Illustration im Slider oben, drittes Bild Querschnitt mit Bepflanzung von Nabu / Anne Quadflieg ) speichern Wärme und Feuchtigkeit und schützen empfindliche Pflanzen vor Winden. Im Inneren ist die Temperatur bei Kälte höher als ausserhalb, bei grosser Hitze ist die Temperatur im Krater durch Verdunstung niedriger.

 

Eine Anleitung fürs Anlegen eines Kraterbeets finden Sie auf der Website des deutschen Naturschutzbundes Nabu.

Bookazine: Gartenmythen. Zwischen Trugbildern, Halbwahrheiten und Träumen

Im Februar 2023 erschien das erste Garten-Bookazine im Zürcher Pflanzenfreund-Verlag. Einen Monat später wurde es im Rahmen des Deutschen Gartenbuchpreises ausgezeichnet: mit dem 3. Platz in der Kategorie «European Garden Book». Der Name setzt sich aus den englischen Wörtern «book» und «magazine» zusammen. Das Printmedium richtet sich an alle, die auch nur einen Funken Freude an Gärten haben – von blutigen Neulingen bis hin zu echten Nerds. Es kann hier online bestellt werden.

Feucht-fröhliches Vergnügen

«Regengarten» nennt die Gartendesignerin Annette Lepple einen Lebensbereich, der oft nüchtern als Feuchtgraben oder – noch schlimmer – als Versickerungsgrube bezeichnet wird. Anders als bei einem künstlichen Teich, der mit Folie ausgekleidet wird, verdichtet man den Boden eines Feuchtgrabens nur mit dem Grabenstampfer, füllt eine Schicht Kies ein und setzt Sumpfpflanzen. So kann das Wasser, das zum Beispiel von einer Dachrinne eingeleitet wird, langsam versickern. Gleichzeitig entsteht mit diesem Gestaltungselement ein Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen, die es in der Natur wechselfeucht lieben. Ein paar dieser Pflanzen sind unten in den runden Bildern zu sehen.

Weitere Pflanzen für den Standort Feuchtgraben finden Sie unter anderem bei «die Wildstaudengärtnerei».