Gartengestaltung

Gartenlust zwischen den Häuserzeilen

Gartengestaltung So manch ein Garten in der Stadt verdeutlicht, dass Grösse allein nicht alles ist. Klein, vielfältig, struktur- und artenreich – so zeigen sich immer mehr private Freiräume im urbanen Raum.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Basel gilt als die Architekturhauptstadt der Schweiz. Nirgends sonst finden sich so viele Bauten renommierter Planungsbüros, eingebettet in eine historisch gewachsene Bausubstanz. Weltberühmte Architekturbüros wie Diener & Diener oder Herzog & de Meuron stammen aus Basel. Sie alle haben den Grundstein für eine lebendige Basler Architekturkultur gelegt. Und die Stadt am Rheinknie baut weiter: Die «Weltstadt im Taschenformat», so die Eigenwerbung, will sich erweitern. Der Siedlungsraum in der Rheinmetropole ist jedoch begrenzt. Die drittgrösste Stadt der Schweiz wird so gesehen nicht in die Breite, sondern nur nach oben und nach innen wachsen. Die Akzeptanz einer städtischen Verdichtung ist in der Bevölkerung höher, wenn zusätzliche Freiräume entstehen und bestehende Grünflächen aufgewertet werden. Dies bezieht sich auch auf die Gestaltung von Dach- und Terrassengärten, Innen- und Hinterhöfen sowie kleinen Vorgärten im Siedlungsraum.

Der Basler «Stadtgärtner»

Die gestalterische Auseinandersetzung mit dem städtischen Freiraum gehört für viele Gartengestalter zu den herausforderndsten Disziplinen überhaupt. Orte wie diese bieten ein ungeahntes gestalterisches Potenzial. Befinden sie sich zudem in der Innenstadt und werden sie naturgetreu gestaltet, fördern sie die Biodiversität an verdichteten Orten und beeinflussen das städtische Klima positiv. Dessen ist sich auch Steven Leitner bewusst. Sein nachhaltig ausgerichteter Gartenbaubetrieb kommt in der Stadt Basel sehr gut an. So hat sich der Betriebsinhaber von AvantGarten aus Basel / Binningen und Riehen bewusst auf Innen- und Hinterhof-, Dach- und Terrassengärten im städtischen Umfeld spezialisiert. Dabei ist das Gestalten mit standortgerechten und klimaangepassten Pflanzen eine Stärke seines Gartenbaubetriebes. Einerseits werden so möglichst vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen, und andererseits generieren seine Gestaltungen neue Nutzungsmöglichkeiten für die Besitzer. So sind es meist Flächen mit wenigen Quadratmetern, die zu begrünen sind. «Kleine Aussenräume wollen gelungen gestaltet sein», betont Leitner. Hier gehe es nicht um Quadratmeterzahlen, sondern darum, was man daraus mache, präzisiert der Basler Gärtner.

Verschiedene Wünsche und Funktionen sollen sich erfüllen. Konkret heisst das: Je knapper der Raum, umso durchdachter muss er geplant werden, umso wichtiger ist seine Struktur. Gefragt sind Lösungen, die den bestehenden Aussenraum aufwerten, ihn den Wohnräumen ebenbürtig machen, ohne ihn heillos zu überfrachten. Eine zusätzliche Herausforderung in dicht besiedelten Gebieten sind Schattenwurf und Sichtschutz. Und eine weitere Hürde kann die Begehbarkeit eines Grundstücks sein. Die zu begrünenden Freiflächen sind oftmals nur über die Wohnräume zugänglich. Grössere Geräte und Maschinen, viel Schmutz und Lärm wie auch Nachlässigkeit sind hier fehl am Platz. Gefragt ist gärtnerische Handarbeit anstelle eines kräfteschonenden Maschineneinsatzes, sauberes und termingerechtes Arbeiten. «Die Kunden kommen nicht wegen jedes braunen Blattes hergerannt», bemerkt Steven Leitner. Dieses Kundenverhalten passt bestens zum Nachhaltigkeitsgedanken des Geschäftsinhabers. Mit dem E-Cargobike geht es auf Pflanzenschutztour, und in der heissen Jahreszeit kommt ein angehängter Giesswagen hinzu. Die umweltbewussten Stadtbewohner schätzen diese Fortbewegungsart sehr. «Sind wir mit dem Fahrrad unterwegs, werden wir oft als coole Gärtner begrüsst», schmunzelt Leitner. Aufmerksamkeit oder gelebte Nachhaltigkeit hin oder her, ausschlaggebend fürs E-Bike war die schnelle Fortbewegungsmöglichkeit im städtischen Verkehr. «Kürzere Distanzen werden zügig überwunden, Stau kann umfahren werden, und auch die Parkplatzsuche ist meist kein Thema mehr», erklärt Leitner.

Auch sonst setzt der Gartengestalter auf fossilfreie Helfer. Akku-Arbeitsgeräte gehören zum Arbeitsalltag. «Neben dem Umweltgedanken ist auch hier eine effiziente Arbeitsweise mit geringer Lautstärke entscheidend», bekräftigt der Firmeninhaber. Die aufwendige Installation eines Generators fällt weg. Und im bewohnten Gebiet ist man froh, leise unterwegs zu sein. Für das gesamte Team ist es wichtig, die natürlichen Ressourcen zu schonen und nach biologischen Richtlinien zu arbeiten. Nur Pflanzenbehandlungsmittel, die auf der Liste des Forschungsinstituts für biologischen Landbau eingetragen sind, kommen in der Pflege zum Einsatz. Zudem setzt der Betrieb auf organische Dünger, welche die biologische Bodenaktivität fördern, was der Bodenstruktur und dem Bodenlebewesen zugutekommt. Auch Stärkungsmittel und torffreie Substrate werden verwendet. Leitner drückt es so aus: «Es sollen möglichst die Ursachen und nicht die Symptome bekämpft werden.»

Vielfältige und standortgerechte Begrünung

Bei der Bepflanzung liegt der Fokus auf einer naturalistischen, standortangepassten Pflanzenverwendung. Dies selbstverständlich in Verbindung mit Ästhetik und Design. Hier lässt sich Leitner auch gerne von den Gartenbildern des holländischen Landschaftsarchitekten Piet Oudolf inspirieren.

Bei seinen Pflanzungen setzt er aber nicht hartnäckig auf die Karte «einheimisch». Ein guter Mittelweg mit einer artenreichen und standortgerechten Begrünung sei für ein gelungenes Pflanzenbild entscheidend. Denn die Vielfalt mache es aus: «Mischpflanzungen können Hitze und Trockenheit besser puffern, sie sind meist resilienter. Durch diese Vielfalt sind verschiedene Pflanzenarten mit unterschiedlichen Strategietypen enthalten», erklärt Leitner. Für ein gelungenes Gartenbild sei eine lang anhaltende Blühdauer mit einer attraktiven und abwechslungsreichen Blütenfolge aber ebenso wichtig. Nicht zu vergessen der Winteraspekt: Denn ein natürliches Gartenerlebnis zu planen, das erfordert den Blick auf das ganze Jahr.

Er ruft aber auch dazu auf, mutig zu sein, einfach mal etwas auszuprobieren: den grünen Daumen spielen zu lassen. Ganz dem Zufall überlässt Steven Leitner seine Begrünungen aber dann doch nicht. Was so ursprünglich und natürlich erscheint, wird im Planungsbüro entworfen, systematisch gepflanzt und aufmerksam gepflegt.

JardinSuisse

Schweizer Gartenbauer unterstützen Sie gerne bei der Planung und Realisierung Ihres Traumgartens.

ihr-gärtner.ch