Sicherheit

Fenster richtig gegen Einbruch sichern

Fenster und Balkontüren sind die Schwachstellen eines Hauses, wenn es um Einbrüche geht. Im Durchschnitt geschieht in der Schweiz alle zwölf Minuten ein Einbruch. In rund 80 Prozent der Fälle steigen die Täter über die Fenster oder Balkontüren ein.

von Nicola Schröder

Conzept-B

Viele Fenster formulieren geradewegs eine Einladung an mögliche Einbrecher, die lautet: «Hier gehts lang!» Besonders leicht verständlich ist sie, wenn ein Fenster bei Abwesenheit offen oder gekippt ist. Doch wie steht es eigentlich um geschlossene Fenster – wissen Sie, wie sicher Ihre Fenster sind? Die Sicherheit der Fenster lässt sich an einigen objektiven Kriterien ablesen, und mit geeigneten Massnahmen lässt sich das Risiko vermindern. Hier hilft die Klassifizierung der Fabrikate in Widerstandsklassen (Resistance Classes, RC) nach EU-Norm. Diese Widerstandsklassen orientieren sich an der minimalen Zeitdauer, die ein Fenster einem Einbruchversuch mit definiertem Werkzeugsatz standhalten muss. Für die Einteilung werden die Fenster im Rahmen von Tests durch Prüfinstitute realen Einbruchversuchen unterzogen.

Wenn man davon ausgeht, dass die Einbrecher in möglichst kurzer Zeit möglichst leise und auf jeden Fall unentdeckt ins Haus gelangen wollen, dann geht es darum, ihnen genau das möglichst schwer zu machen. Die Widerstandsklassen bewerten daher die durchschnittliche Dauer, die das Fenster einen Einbrecher davon abhält einzudringen. 

Die wichtigsten Widerstände

Da das Einschlagen einer Scheibe unerwünschten Lärm verursacht und Verletzungsgefahren für den Einbrecher birgt, ist das Aufhebeln von Fenstern mit entsprechenden Werkzeugen die erfolgversprechendere Variante. Gegen beide Vorgehensweisen lassen sich Fenster heute teilweise aus- und sogar nachrüsten. Wodurch sich sichere Fenster auszeichnen:

  • Mehrere Schliesspunkte (im Idealfall mit Pilzkopfzapfen);
  • abschliessbare Fenstergriffe;
  • durchbruchsicheres Glas.

Viele alte und sanierungsbedürftige Fenster lassen sich innerhalb von Sekunden mit einem einfachen Schraubenzieher oder Brecheisen aushebeln. Sie entsprechen daher der zweitniedrigsten Widerstandsklasse. Darunter liegen nur Fenster, die sich bereits durch blosse Körperkraft überwinden lassen. Welche Fenster am Haus welche Widerstandsklasse erfordern, hängt auch von der Zugänglichkeit ab. Je besser das Fenster zugänglich ist, desto höher sollte die Widerstandklasse sein. Bei Fenstern im Obergeschoss (Einbauort mindestens 3 m über und mindestens 1 m seitlich von einem festen Standplatz des möglichen Täters entfernt) reicht daher oft eine Basisausstattung aus, während im Erdgeschoss, auf dem Balkon oder oberhalb von Anbauten eine höhere Klasse erforderlich ist.

Das A und O der Fenstersicherheit: mechanischer Schutz

Moderne Fenster mit einer soliden Mehrpunkte-Verriegelung senken das Einbruchrisiko bereits deutlich. Bei Fenstern, die noch nicht zu alt sind, reicht oft auch schon ein Nachrüsten der Fensterbeschläge. Ist dies nicht der Fall, helfen aufgesetzte Lösungen oder ein Fensterersatz. Schon zwei dreifach verschraubte Sicherheitsschliessstellen pro Fensterflügel genügen, um die Gefahr des Aushebelns mithilfe einfacher Werkzeuge weiter zu verringern. Hochwertige Pilzkopfzapfen machen das möglich. Die pilzförmigen Schliesszapfen haken sich beim Verschliessen des Fensters in die Schliessbleche ein und verhindern dadurch weitgehend ein Aufhebeln des Fensters. Verschiedene Hersteller wie EgoKiefer, Internorm oder 4B haben diesen Basisschutz bereits standardmässig integriert. Hinzu kommen auch noch Sicherheitsschliessteile aus Stahl.

Zum Umrüsten kann man unter anderem auf praktische Renovationsfenster zurückgreifen, die unkompliziert die alten Fenster ersetzen. Mithilfe eines Wechselrahmensystems – z. B. das Renovationsfenster RF1 von 4B – werden die bestehenden Fensterrahmen weiterhin genutzt. Um die Widerstandsklasse weiter anzuheben, kommen zusätzliche Verschlusspunkte, das Sichern des Griffs mit einem Schloss und Aufbohrschutz sowie Schliessbleche und Sicherheitsglas hinzu. Insgesamt hat das Angebot an geprüften Bauteilen und Systemen in den letzten Jahren stark zugenommen. 

Scheibensicherheit

Die Widerstandsklassen «RC1 N» und «RC2 N» beschreiben verglaste Bauteile ohne Sicherheitsanforderungen an die Verglasung. Um Fenster auch gegen das Durchschlagen zu schützen, werden Scheiben aus Verbundsicherheitsglas (VSG) verwendet. Beim VSG sorgen hochfeste Folien zwischen zwei Gläsern dafür, dass bei Glasbruch die Scherben an der Folie haften bleiben. Ein Durchkommen wird hier massiv erschwert. Wichtig zu wissen ist, dass letztlich nur das Bauteil Fenster als Ganzes eine Widerstandsklasse ausweisen kann, nicht das Glas oder der Rahmen alleine.

Elektronischer Einbruchschutz

Wem der mechanische und ein strategischer Einbruchschutz noch nicht ausreichen, für den gibt es als Ergänzung noch spezielle Alarmanlagen fürs Fenster. Beispielsweise Ausführungen, bei denen der Alarmsensor direkt im Rahmen angebracht ist. Bei geschlossenem Fenster ist er nicht sichtbar, und selbst bei gekippten Fenstern bleibt die Alarmfunktion aktiviert. Mit SmartWindow-Systemen lässt sich unterdessen auch schon von unterwegs auf dem Smartphone nachschauen, ob die Fenster in den eigenen vier Wänden geschlossen sind.

Umfassender Einbruchschutz

Seriöse Fensterbauer beurteilen die Gefahrensituation rund um Ihr Eigenheim mit Ihnen zusammen und präsentieren mögliche Massnahmen, die Ihren individuellen Vorstellungen entsprechen. Mit speziell gefertigten Fenstern, Türen und Toren, Fassaden und Eingangsbereichen lassen sich – im Zusammenspiel mit Kameras und Einbruchmeldeanlagen – sogar höchste Sicherheitsanforderungen in Gebäuden erfüllen. Grundsätzlich gilt, dass nur ein sicheres Gesamtsystem Sie effektiv vor einem Einbruch schützt.