Erneuerbar heizen

Erdwärme statt Elektroheizung

Erneuerbar heizen Der Heizungsersatz bei einem Mehrfamilienhaus im luzernischen Horw zeigt, dass sich auch bei Stockwerkeigentum umweltfreundliche und einfache Lösungen umsetzen lassen.

von Remo Bürgi

Faktor Journalisten, im Auftrag des BFE

Die Bewohnerinnen und Bewohner der vier Eigentumswohnungen mit Baujahr 1976 am Obchilchweg 3 in Horw heizten seit Längerem mit je einer zentralen Elektrospeicherheizung. Es war klar, dass diese früher oder später ersetzt werden musste. Miteigentümer Hans-Rudolf Stutz nahm sich als Verwalter des Themas an und prüfte bereits vor einigen Jahren, welche Alternativen infrage kommen. Recht schnell zeigte sich, dass bestimmte Heizsysteme aufgrund der Ausgangslage vor Ort und der Anforderungen der Eigentümerschaften nicht realisierbar waren. «Ein Pelletspeicher für eine automatische Holzfeuerung hätte zu viel Platz benötigt, und eine Ölheizung wollten wir nicht», sagt Stutz. «Ich prüfte auch den Anschluss an ein Fernwärmenetz, doch es gab kein ausreichend konkretes Projekt für unser Quartier.»

Vier Wärmepumpen

So kristallisierte sich der Einbau einer Erdsonden-Wärmepumpe als geeignetste Lösung heraus. Der Vorschlag von Stutz fand die Zustimmung der Stockwerkeigentümerversammlung, so dass er gemeinsam mit einer Haustechnikfirma die Detailplanung angehen konnte. Dabei stellte sich insbesondere die Frage, ob eine zentrale Wärmepumpe für die ganze Liegenschaft oder vier separate Wärmepumpen installiert werden sollten. Die Haustechnikfirma berechnete beide Varianten, und Stutz stellte sie an einer Stockwerkeigentümerschaftsversammlung vor. Diese entschied, vier separate Wärmepumpen mit einer Leistung von je 8,65 kW einbauen zu lassen. «Diese Lösung war kostengünstiger und einfacher zu realisieren als die Umstellung auf ein zentrales System, für das man viele neue Leitungen hätte einbauen müssen», erklärt Stutz.

Rasche Umsetzung

Die Heizungssanierung fand im Sommer 2021 statt – ein idealer Zeitpunkt, weil keine Ersatzheizung nötig war. Zuerst wurden die bestehenden Heizungen ausgebaut und anschliessend auf dem Vorplatz der Liegenschaft die Schächte für vier Erdsonden gebohrt sowie ein Kanal für die Leitungen zum Haus gelegt. Über diesen wird die Erdwärme durch zwei Hauptleitungen ins Gebäude geführt. «So waren nur zwei Kernbohrungen durch die Aussenwand nötig», sagt Stutz. «Mit dieser Massnahme konnten wir Zeit und Kosten sparen.» Erst im Inneren erfolgt die Feinverteilung zu den vier Wärmepumpen, die jeweils im Raum untergebracht wurden, wo sich vorher die zentralen Elektrospeicherheizungen befanden.

Die Bauarbeiten dauerten lediglich drei Wochen. Seither sorgt umweltfreundliche Erdwärme dafür, dass die Liegenschaft in Horw auch an kalten Wintertagen wohlig warm ist. Die Heizung funktioniere einwandfrei, äussert sich Stutz zufrieden. «Zudem konnten wir den Stromverbrauch und damit auch die Energiekosten deutlich reduzieren.»

Rechtzeitig beraten lassen

Bei Liegenschaften mit Stockwerkeigentum ist es wichtig, den Ersatz frühzeitig anzugehen. Bevor man als Miteigentümerin respektive -eigentümer oder Immobilienverwaltung den Heizungsersatz vor die Eigentümerversammlung bringt, lohnt sich eine Beratung durch eine Fachperson. Die Impulsberatung «erneuerbar heizen» ist ein kostenloses Angebot des Bundes, das sich für eine Auslegeordnung zum Heizungsersatz eignet (siehe Infobox). Damit kann man sicherstellen, dass alle Beteiligten auf dem neuesten Wissensstand sind. Es kommt nämlich immer wieder vor, dass Leute falsche oder veraltete Informationen zu den heutigen technischen Möglichkeiten haben. So glauben zum Beispiel einige, dass eine Wärmepumpe mit Radiatoren nicht funktioniert und daher für Altbauten nicht infrage kommt.

Drei Varianten

Wer den Heizungsersatz rechtzeitig beginnt, hat ausreichend Zeit, die Finanzierung zu planen. Es empfiehlt sich, frühzeitig das Gespräch mit einem Finanzinstitut zu suchen, um Möglichkeiten zur Finanzierung zu besprechen und in die bauliche und zeitliche Planung zu integrieren. Für den Heizungsersatz bei Stockwerkeigentum gibt es hauptsächlich drei Finanzierungsmöglichkeiten:

Das über die Jahre von den Eigentümerschaften in den Erneuerungsfonds einbezahlte Geld kann für den Ersatz der Wärmeerzeugung verwendet werden.

Einige Banken gewähren Darlehen direkt an Stockwerkeigentümerschaften, ohne dass jeder einzelne Eigentümer seine Hypothek aufstocken muss. Die Stockwerkeigentümerschaft haftet mit ihrem Vermögen, die einzelnen Eigentümerinnen und Eigentümer mit ihren jährlichen Beiträgen.

Der Heizungsersatz kann auch über eine Erhöhung der Hypotheken pro Eigentümer finanziert werden. Banken müssen bei einer Kreditvergabe die Einkommensverhältnisse und/oder den Liegenschaftswert neu überprüfen.

Fördergelder und Steuerabzüge

Nicht zu vergessen ist, dass Bund, Kantone und teilweise auch die Gemeinde sowie weitere Akteure den Heizungsersatz finanziell unterstützen. Auf der Plattform www.energiefranken.ch kann man mittels Standortsuche selbst prüfen, welche Förderbeiträge verfügbar sind. Je nach Grösse und Typ der neuen Heizung belaufen sich die Beträge auf mehrere Tausend Franken. Und: Investitionen in Massnahmen, die dem Energiesparen dienen, lassen sich von den Steuern abziehen. Auch die Einzahlungen in den Erneuerungsfonds sind abzugsberechtigt, die Ausgaben aus dem Fonds hingegen nicht.

So sind die Investitionskosten für einen Umstieg auf eine erneuerbare Heizung meist deutlich geringer, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Zudem profitiert man später von tieferen Energiekosten – angesichts der steigenden Preise für Strom und Heizöl lohnt sich das derzeit besonders. Am besten vereinbaren Sie also möglichst bald einen Termin für eine Impulsberatung «erneuerbar heizen», um den Heizungsersatz erfolgreich in Angriff zu nehmen.

Impulsberatung «erneuerbar heizen»

Lassen Sie sich jetzt kostenlos über die konkreten Möglichkeiten von erneuerbaren Heizsystemen beraten. Die Impulsberatung «erneuerbar heizen» ist ein Angebot des Bundes und steht Eigentümerschaften von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Stockwerkeigentümerschaften kostenlos zur Verfügung.

 

Bei der Impulsberatung besichtigt eine Fachperson das Gebäude und gibt im persönlichen Gespräch einen Überblick zu den Möglichkeiten, die bestehende Heizung durch ein erneuerbares Heizsystem zu ersetzen. Auch eine grobe Kostenschätzung und Tipps zum weiteren Vorgehen sind Teil der unverbindlichen Beratung.

 

Eine Impulsberaterin oder einen Impulsberater in der Nähe finden Sie auf: erneuerbarheizen.ch