Garten und Terrasse

Die grüne Visitenkarte eines Privatgartens

Garten Der Hauptteil des Gartens bekam bereits vor vier Jahren ein neues Gesicht. Nun galt es, das Erscheinungsbild des Eingangsbereichs neu zu planen und gestalterisch mit dem bestehenden Gartenerlebnis zu verbinden.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Bereits vor vier Jahren haben die beiden Gartenplaner Robin Lustenberger und Jan Schelling auf dem Grundstück in Aesch (BL) gestalterisch gewirkt. Damals verwandelten sie den Hauptgarten von einem Märchenwald mit seinen eigenwilligen und mächtigen Bäumen in einen geheimnisvollen Zaubergarten (Vom Märchenwald zum Zaubergarten).

Nun wurde nachgerüstet, indem der restliche Garten kreativ und nutzbringend aufgewertet wurde. Dies betraf den Eingangsbereich des Grundstücks mit einem schmalen Streifen beim Hauptzugang zum Haus, den Parkplatz und einen kleinen atriumartigen Innenhof vor dem Atelier. Dabei sollte eine fliessende und harmonische Anbindung zum Hauptgarten gestalterisch stimmungsvoll umgesetzt werden. Ebenso galt es – wo notwendig – störende Einblicke von Passanten und der allzu nahen Nachbarschaft auszublenden. Die Absicht der beiden Planer bestand darin, diese kleinen und offenen Gartenbereiche so zu gestalten, dass trotz der geringen Eingriffstiefe die gesamte Liegenschaft eine gelungene Aufwertung und genügend Privat-sphäre bekommt.

Die planerische Aufmerksamkeit wurde nicht nur auf die ästhetischen Ansprüche dieses Gartenteils gelegt, sondern es galt auch, die Handhabung und Pflege des gesamten Grundstückes zu vereinfachen. Es waren also Ideen und Konzepte gefragt, die es ermöglichen, all die Dinge, die zu einem lebhaften Haushalt gehören, platzsparend und funktional zu verstauen. Gemeint sind Fahrräder, aber auch Abfalltonnen, Grüngutcontainer und Gartengeräte. Eine Herausforderung war dabei, all dies auf dem beengten Raum unterzubringen und gleichzeitig eine klare Gliederung zu finden. «Mit einer bewussten Planung, gestalterischen Raffinessen, der entsprechenden Materialisierung und Begrünung lassen sich solche begrenzten Frontflächen gelungen inszenieren», erklärt Robin Lustenberger. «Entscheidend bei diesem Projekt war die Konzentration auf das Wesentliche», ergänzt Lustenberger. Auch soll künftig für eine gewisse Privatsphäre gesorgt sein. In offenen Eingangsbereichen oft ein Thema und gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, will man sich nicht zu stark abschotten. Heute gewährt beim Zugang zum Wohnhaus ein auf zwei Seiten offener Unterstand genügend Sichtschutz zum Nachbargrundstück. Dieser Bau aus Holz mit begrüntem Dach dient als Geräteschuppen, der auch genügend Platz für die Fahrräder der Hausbewohner bietet. Ein Stück weiter und zwei Treppenstufen tiefer, befindet sich neu ein kleiner Nutzgarten. Hochbeete aus Holz in gleicher Optik wie der Unterstand sind für den privaten Gemüseanbau gedacht. «Ausserdem liessen wir unter dem Haupteingang ein kleines Stück Erdreich ausheben und schafften so zusätzlichen Raum für einen Werkbank oder Erntetisch, wie auch für einen Schrank, falls mehr Stauraum gewünscht wird», meint Robin Lustenberger.

Zudem wünschte sich die Bauherrschaft, dass das Atrium vor dem leicht nach unten versetzten Atelier mit der Umgebung eine Einheit bildet und ein entspanntes Gesamtbild entsteht. Wenn die Hausbewohner vom Atelier hinausschauen, sollte der kleine Innenhof als Bestandteil des gesamten Gartenbildes wahrgenommen werden. Eine Szenerie, die heute so empfunden wird. Mit der Neugestaltung des etwas tiefer liegenden Atriums kam auch ein zusätzlicher Sitzplatz hinzu. Zu verdanken ist dies einem Holzbank, der in die neu bepflanzte Böschung integriert wurde. Diese Böschung mit Solitäreiben, der seitliche und berankte Zaun wie auch das Solitärgehölz auf der Kiesfläche wirken raumbildend, schirmen störende Einblicke besser ab und schaffen Intimität und Geborgenheit. Heute ist es ein oft genutzter Gartenteil mit hoher Aufenthaltsqualität.

Schlichte Formgebung

Grosse Sorgfalt legten die Gartengestalter auf die Materialwahl. «Was die Materialisierung dieses Gartenbereichs anbelangt, so haben wir uns beim Bodenbelag für rohe Betonplatten entschieden. Wie wir sie bereits im Hauptgarten als Stufen verwendet haben. Diese sind leicht gestrahlt, damit sie griffiger und trittsicherer sind», erklärt Robin Lustenberger. «Beim Parkplatz hingegen wählten wir eine ruhige Gestaltung mit Asphalt, während die restlichen Flächen im privaten Bereich mit Kies ausgestattet wurden», beschreibt der Grünplaner die Belagsszenerie.

Eindrücklich ist das gestalterische Zusammenspiel zwischen Holz und rostigem Stahl. Beides einerseits auffallend Ton in Ton, auf der anderen Seite auch in der Formgebung sehr ähnlich. «Es handelt sich dabei um denselben rostigen Stahl, den wir bereits vor vier Jahren im Hauptgarten verwendet haben. Damit runterlaufendes Wasser möglichst wenige Rost-Läufe, beziehungsweise Spuren an den bestehenden Betonteilen hinterlässt, wurden die Stahlelemente geätzt und mit einem matten Zwei-Komponenten Klarlack zweifach gestrichen», fügt Lustenberger hinzu.

Der alte Sichtbeton des Gebäudes im Zusammenspiel mit dem rostigen Stahl und den neuen Betonplatten, das Ganze verbunden mit den Grünnuancen der Bepflanzung und den Grauschattierungen der Kiesflächen, erzeugen in ihrer Weichheit und Natürlichkeit ein ausgewogenes Gesamtbild. «Zudem betont der horizontale Verlauf der Holzlatten an den Hochbeeten und dem Fahrradunterstand die klare und zurückhaltende Formensprache», ergänzt Lustenberger.

Inszenierung in Grün

Das stimmige Gartenbild wird durch eine zurückhaltende Bepflanzung aus einzelnen Arten aus Stauden, Farnen, Gräsern, Blütensträuchern und Gehölzen mit Solitärcharakter bestärkt. Beim Solitärgehölz im Atrium handelt es sich um einen Japanischen Schnurbaum (Sophora japonicum). Die Planer entschieden sich dabei für ein grösseres Exemplar, dass sich mit seiner Formschönheit passend in diesen Innenhof einfügt und einen malerischen Anblick bietet. Beim Fahrradunterstand wurde eine Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) gepflanzt und in der Böschung entschieden sich die Planer für Becher-Eiben (Taxus media ‘Hillii’) in Form von Solitärgehölzen – eine wunderschöne, dekorative und breit trichterförmig wachsende Eibenart. Die Gräser und Stauden wurden mit wenigen Arten in ruhigen Streifen und Bändern angelegt, was den ausgewogenen Gesamteindruck zusätzlich unterstreicht.

Der alte Sichtbeton des Gebäudes im Zusammenspiel mit dem rostigen Stahl und den neuen Betonplatten, das Ganze verbunden mit den Grünnuancen der Bepflanzung und den Grauschattierungen der Kiesflächen, erzeugen in ihrer Weichheit und Natürlichkeit ein ausgewogenes Gesamtbild.