Terrasse

Arbeiten – Leben – Geniessen

Eine Dachterrasse erwacht aus dem Dornröschenschlaf: Nachdem die Terrasse 15 Jahre lang kaum genutzt wurde, schafft eine Neugestaltung einen Entspannungsort mit viel Platz, Ferienfeeling zu Hause und toller Aussicht. Unterm Schattenbaum fällt selbst die Arbeit im Homeoffice viel leichter.

von Tobias Franzke

Silvedes AG, Brütten

An einem regnerischen Septembernachmittag fand in der Baumschule das Vorgespräch zu diesem Projekt statt. Trotz schöner Aussicht und eines hochwertigen Holzbodens aus SIPO wurde die Terrasse im obersten Stock des 15-jährigen Einfamilienhauses kaum genutzt. 

Eine wenig attraktive Bepflanzung und die starke Sonneneinstrahlung führten dazu, dass sich die 6-köpfige Familie lieber im Garten und am Pool aufhielt. Der Aussenbereich mit dem tollen Ausblick war verwaist. Es galt, dem Obergeschoss mit einer ansprechenden Gestaltung neues Leben einzuhauchen und einen Rückzugsort «über den Dingen» zu erschaffen. 

Schatten für die Sommerhitze

Wie so häufig auf Dachterrassen, stellt die sommerliche Hitze die grösste Herausforderung dar. Grossflächige Storen schaffen nur bedingt Abhilfe, da gestaute Hitze und die verbleibende Strahlungswärme den Aufenthalt im Freien kaum angenehmer machen. Und sobald ein ersehntes Lüftchen Linderung verschaffen könnte, ziehen sich die automatischen Markisen zurück, und man sitzt wieder in der prallen Sonne. Wird ohne Vordach oder Dachüberhang gebaut, bleibt zudem häufig keine andere Wahl, als den Innenraum zusätzlich mit heruntergelassenen Lamellenstoren vor dem Aufheizen zu bewahren – Ausblick adieu.

Baumoffice

Beim aktuellen Projekt war vorgesehen, die Südwestecke des Innenraumes künftig als Homeoffice zu nutzen. Ein Stehpult vor der grossflächigen Scheibe versprach einen attraktiven Arbeitsort mit Weitblick. Bei schönem Wetter hätten allerdings die Lamellenstoren geschlossen werden müssen, um die Nachmittagssonne abzuhalten – das Stehpult hätte also gerade so gut vor einer Wand stehen können. Der Ansatz des Terrassengestalters stiess auf offene Ohren: Effizient platzierte Schattenbäume würden die Nachteile des künstlichen Schattens eliminieren. Aktiv kühlende Pflanzen sollten künftig innen wie aussen für ein angenehmes Klima sorgen. Im Innenraum würde ein «Arbeitsplatz unterm Baum» entstehen.

Fundiertes Konzept

Ein erster Rundgang durch die Baumschule erleichterte den Hauseigentümern die Vorstellung, wie natürliche Schattenspender auf ihrer Terrasse wirken könnten. Langfristig geeignete Gefässmaterialien wurden in Augenschein genommen, technische Ausstattungen wie Bewässerung und Beleuchtung angesprochen. Im Gespräch erfuhr der Gestalter mehr über Lebensgewohnheiten und Wünsche der Besitzer. Anschliessend entschieden sich diese, den Planungsauftrag für eine Terrassengestaltung zu erteilen.

Der lieb gewonnene Holzboden musste erneuert werden und sollte gerade im Bereich der Pflanzgefässe eine längere Haltbarkeit aufweisen. Der ständige Kontakt mit den bisherigen Töpfen hatte dem Hartholz recht zugesetzt. Die Lösung boten Platten aus Feinsteinzeug als Stellflächen für die einzelnen Pflanzenstandorte, um zukünftig die Holzkonstruktion zu schonen. Dafür mussten bereits vor der Verlegung des Holzrostes passgenaue Ausschnitte definiert werden, um die Platten ohne Kontakt zum Holz einzupassen. Bereits in der Konzeptionsphase wählte der Planer in der Baumschule einzelne Bäume aus, die entsprechend ihrer individuellen Wuchsform und Grösse präzise auf dem Grundriss platziert werden konnten. Das «Prinzip Schattenbäume» im Zusammenspiel mit stimmig angeordneten Gräsern und immergrünen Gehölzen überzeugte die Eigentümer bei der Konzeptpräsentation.

Effiziente Umsetzung

Als dann im folgenden Frühling das Holzdeck mit den Ausschnitten fertiggestellt war, kehrte mit den Pflanzen das Leben auf die Terrasse zurück. Einige der vorhandenen hochwertigen Gefässe konnten harmonisch in die Gestaltung integriert und vor Ort neu bepflanzt werden. Die neuen Gefässe wurden – abgesehen von den grossen Schattenbäumen – fixfertig bepflanzt angeliefert. Da Befestigungsseile für diese Bäume das Gesamtbild gestört hätten, wurden die Gefässe im Boden verankert und gleichzeitig mit einer unsichtbaren automatischen Bewässerung ausgestattet. Damit die Bepflanzung auch nach dem Einsetzen der Dämmerung zur Geltung kommt, wurden die Leitpflanzen mit Warmlicht-LED dezent inszeniert. Bereits nach zwei Tagen waren alle Pflanzen exakt platziert und ausgerichtet, Bewässerung und Beleuchtung angeschlossen und in Betrieb genommen.

Luftiger Rückzugsort

Nachdem die Terrasse über Jahre hinweg brachgelegen hatte, konnte die Familie das neue Refugium nun in Beschlag nehmen. Am Stehpult vor der Scheibe in der Südwestecke lässt es sich jetzt ganzjährig quasi «unter dem Baum arbeiten». Der angenehme natürliche Schatten der Bäume in luftiger Höhe lädt auch an heissen Tagen zum Verweilen ein. Und nach Sonnenuntergang setzt die dezente Lichtgestaltung die Solitärgehölze stimmungsvoll in Szene. Dank der warmen Lichtreflexion an den Bäumen erweitert die Terrassengestaltung optisch auch den Innenbereich das ganze Jahr hindurch. Der bisher kaum genutzte Rückzugsort mit dem schönen Ausblick erlebt eine tolle Renaissance und hat sich zu einem neuen Lieblingsort der Bewohner entwickelt.

Mehr zum Thema

Informationen zur Terrassengestaltung sowie Hilfe von Fachleuten finden Sie unter: www.silvedes.ch