Meier meint

Weniger ist mehr!

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

Anfang November 2021 war die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates (WAK-N) auf die bereits vom Ständerat beschlossene Vorlage zum «Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung» eingetreten. Diese system- und verfassungskonforme Lösung zeichnet sich aus durch wenige Eckpunkte bei gleichzeitiger Ausgewogenheit: Eigenmietwert, Unterhaltskostenabzug und Hypozinsabzug streichen bzw. Reduktion des privaten Schuldzinsabzugs auf maximal 70 Prozent der steuerbaren Vermögenserträge sowie – in Erfüllung der Bestimmungen in der Bundesverfassung – konkrete Fördermassnahmen beim erstmaligen Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum.

Vor wenigen Tagen hat die WAK-N nun in einer ersten Lesung ihre Detailberatung dieser Vorlage aufgenommen. Als positives Ergebnis der regen Diskussionen darf fest-gestellt werden, dass die Ab-schaffung des Eigenmietwerts auch für die WAK-N im Zentrum steht. Weniger erfreulich respektive weniger zuversichtlich stimmen die zahlreichen Änderungen und Ergänzungen, die neu ins Spiel gebracht wurden. Der für mich wohl abstruseste Vorschlag: die Höhe des Eigenmietwerts mit einem Prozentwert in einer neuen Gesetzesbestimmung förmlich «einzubetonieren». Die Vorlage entwickelt sich (einmal mehr) in Richtung eines überladenen Fuders, begleitet von der Gefahr eines Achsbruches.

«KISS – keep it simple, stupid»: Dieses Prinzip wurde von Clarence Johnson geprägt, der einst leitender Ingenieur bei der US-Firma Lockheed Martin war. Aus deren Produktionshallen stammte unter anderem das 1966 in Dienst gestellte Spionageflugzeug SR-71 «Blackbird» – ein flugtechnisches Meisterstück, das mit mehr als dreifacher Schallgeschwindigkeit in einer Höhe von knapp 25 000 Metern flog.

Noch besser gefällt mir allerdings eine leicht abgewandelte Interpretation dieses «Kuss-Apronyms», nämlich «KISS – keep it short and simple». Diese lege ich der WAK-N ans Herz, wenn sie sich nach den Sommerferien zum dritten Mal über die Vorlage beugen wird. Zur längst fälligen Abschaffung des Eigenmietwerts braucht es keine Raketenphysik – die Ständeratsvorlage, die dem einfachen Leitsatz eines erfolgreichen Ingenieurs mehr als gerecht wird, genügt vollauf.

PS: Diese Kolumne habe ich auf einem käuflich erworbenen, in meinem Eigentum stehenden PC getippt: Eigenmietwert-frei!

«KISS – keep it short and simple!»