Bad

Lang lebe das Bad

Feinporige Materialien sind weniger anfällig auf Kalk als poröse Oberflächen, wie sie häufig in älteren Nasszellen anzutreffen sind. So oder so hilft eine aufmerksame Pflege, das Badezimmer möglichst lange jung und frisch zu halten.

von Tobias Chi

Journalist, Zürich

Viele moderne Bäder setzen auf Materialien, die schmutzabweisend sind und Kalkablagerungen vorbeugen. Trotzdem kommt man um eine regelmässige Reinigung und Pflege nicht herum. Doris Scheiwiller vom Diversey Training Center in Münchwilen TG leitet Kurse rund ums Thema Hygiene und kennt sich auch mit der Pflege von Nasszellen aus: «Die beiden grössten Gefahren für Bäder sind Schimmel und Kalk.» Letzterer gelangt über den Wasserzufluss ins Badezimmer. Je nach Region ist das Wasser, das aus dem Hahn oder der Duschbrause kommt, mehr oder weniger kalkhaltig. «Das Grundwasser in Davos zum Beispiel enthält sehr wenig Kalk», weiss die Expertin. «Im Gegensatz dazu ist der Kalkgehalt in der Juraregion aussergewöhnlich hoch.»

Um Kalkablagerungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, nach jedem Duschgang nachzutrocknen. Dabei sollte man als Erstes mit der Duschbrause die Wände abspülen, um Rückstände von Duschmittel und körpereigenen Lipiden zu lösen. Danach kann man die Wände mit einem handelsüblichen Abzieher von der Nässe befreien und anschliessend mit einem Tuch nachtrocknen. «Dieses Vorgehen ist der beste Schutz vor Kalk», sagt Doris Scheiwiller. Zusätzlich empfiehlt sie, bei Bedarf einen Entkalker einzusetzen. «Das ist bei älteren, porösen Oberflächen sicher häufiger nötig als bei den feinporigen Materialen in modernen Badezimmern.»

Erst kaltes Wasser, dann der Entkalker

Vor dem Entkalken sollte die zu behandelnde Fläche immer zuerst gründlich mit kaltem Wasser abgespült werden. «Grundsätzlich gilt dasselbe für alle Reinigungsmittel», sagt Doris Scheiwiller. Werbespots, in denen ein Mittel direkt auf eine Fläche gesprüht wird, sind für sie ein Ärgernis: «Egal, wie gut das Mittel ist, die Fläche sollte in jedem Fall zuerst mit kaltem Wasser benetzt werden.» Der Grund liegt darin, dass Reinigungsmittel wie Entkalker säurehaltig sind. Säure ist zwar sehr effizient bei der Beseitigung von mineralischen Ablagerungen, doch greifen Rückstände das Material an. «Durch das vorgängige Benetzen mit kaltem Wasser wird verhindert, dass die Säure die Fugen angreift.»

Hat man den Entkalker aufgetragen, kann man je nach Bedarf scheuern. Zum Schluss ist es unabdingbar, noch einmal gründlich mit kaltem Wasser nachzuspülen. Die Frage, wie oft der Entkalker zum Einsatz kommen sollte, möchte Doris Scheiwiller nicht pauschal beantworten, weil dabei unterschiedliche Faktoren wie der Kalkgehalt des Wassers oder das Alter und die Beschaffung der Materialien eine Rolle spielen. «Wann der Zeitpunkt gekommen ist, stellt man am besten fest, indem man mit der Hand über die Flächen fährt. Raue Oberflächen sind auf mineralische Ablagerungen zurückzuführen und lassen sich in der Regel gut mit einem Entkalker behandeln.»

Zwischendurch auch entfetten

Neben dem Entkalken empfiehlt die Reinigungsexpertin, den Duschbereich hin und wieder mit einem Entfetter zu behandeln. Damit lassen sich Rückstände von Körperfett oder von Duschmittel entfernen. «Entkalker sind säurehaltig, Entfetter hingegen basisch», erklärt sie. In Hallenbädern zum Beispiel werde alternierend mit Säuren und Basen gereinigt, um einerseits Kalk und andererseits Fettablagerungen zu beseitigen. «Im privaten Bereich ist entfetten nur selten nötig.» Auch hier möchte sich die Expertin nicht auf einen bestimmten Zeitraum festlegen, sondern empfiehlt wieder die Probe mit der Hand. «Auf diese Weise findet man am leichtesten heraus, ob es wieder einmal Zeit ist, den Entfetter einzusetzen.»

Für die WC-Reinigung verweist Doris Scheiwiller wieder auf säurebasierende Mittel. «Noch besser als Essig lösen phosphor- oder sulfamidsäurehaltige Mittel den Schmutz, der sich an den Wänden und auf dem Grund angesammelt hat.» Die meisten WC-Reiniger enthalten zudem Verdickungsmittel, wodurch die Lösung länger an den Wänden haften bleibt und besser auf die Keramik einwirken kann.

Lüften ist das A und O

Der zweite grosse Feind von Nasszellen ist der Schimmel. Dieser entsteht durch Feuchtigkeit, welche die Pilzsporen, die natürlicherweise in der Luft vorhanden sind, dazu einladen, sich festzusetzen und auszubreiten. «Silikonfugen sind besonders anfällig für Schimmelbefall», sagt Doris Scheiwiller. Deshalb ist es besonders wichtig, Feuchtigkeit, die zum Beispiel beim Duschen entsteht, aus dem Raum zu lassen. «Lüften ist das A und O», betont die Hygiene-Expertin. Idealerweise verfügt das Badezimmer über eines oder mehrere Fenster, die man während oder nach dem Duschen öffnen kann. Bei gefangenen Räumen empfiehlt es sich für Haus- oder Wohneigentümer, eine gute Lüftungsanlage zu installieren, über welche die Feuchtigkeit abtransportiert werden kann. «Besteht keine solche Anlage, bleibt nur die Möglichkeit, die Feuchtigkeit über die Tür abzulassen.»

Schimmel äussert sich in Form von schwarzen, pilzartigen Mustern, die sich rasch vergrössern können. «Dagegen hilft zum Beispiel ein Bleichmittel wie Javelwasser», erklärt Doris Scheiwiller. Allerdings tötet dieses den Schimmel nur oberflächlich ab und kann selten verhindern, dass der Pilz darunter weiterwuchert. Von Schimmel befallene Fugenelemente, häufig solche ums Lavabo, können meistens mit relativ wenig Aufwand durch neue ersetzt werden. Ist hingegen eine Mauer von Schimmel befallen, ist eine Fachperson gefragt. «Die meisten Maler kennen sich mit der Bekämpfung von Schimmel aus», sagt Doris Scheiwiller. Sie behandeln die befallene Fläche und bestreichen sie anschliessend mit einer Farbe, die weniger anfällig auf Schimmel ist. Doch wie gesagt: Bei einer guten Durchlüftung bleibt das Badezimmer schimmelfrei.