Garten und Terrasse

Haus und Garten aus einem Guss

Während der Innenausbau eines neuen Hauses meist minutiös geplant und ausgeführt wird, bleibt am Ende für die Gartengestaltung kaum mehr Geld übrig. So verkommt die Gartenplanung vielerorts zu einer Verlegenheitslösung, bei der die Umgebung irgendwie noch grün gemacht wird. Dabei ist der Wunsch gross, den Garten als erweiterten und attraktiven Aufenthaltsort zu nutzen. Dass es dafür eine frühzeitige Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren braucht, ist unvermeidlich.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Wer ein Eigenheim bauen oder umfassend sanieren lässt, überlegt sich innerhalb des Planungsprozesses viele Gestaltungsmöglichkeiten sehr genau. Undenkbar ist es etwa, dass die Küche oder das Bad von der Bauherrschaft nicht bis ins Detail geplant werden. Leider hört ein durchdachtes Konzept häufig beim Gebäude auf. Die Umgebung wird nicht als ganzheitliches Projekt zusammen mit dem Wohnraum umgesetzt. Dies führt zwangsläufig dazu, dass der Gartenplaner meist erst dann hinzugezogen wird, wenn das Wohnhaus bereits oder schon bald fertiggestellt ist. Ist dies der Fall, absorbiert die Gebäudearchitektur meist alle Kapazitäten, und das neue Zuhause steht nach seiner Fertigstellung monatelang auf einer tristen Brache. Das Gebäude verschlingt zu viel Geld und das Budget reicht für ein gelungenes und nachhaltiges Gartenkonzept nicht mehr aus. Stattdessen wird Schritt für Schritt vorgegangen. Ein Rasen wird dann zum schnellen und preiswerten Grün. Eine Bepflanzung und Gestaltung folgt nach und nach, oft planlos und im bestens bekannten Einheitsgrün. Daraus wächst eine Unzufriedenheit und mit ihr der Wunsch nach einem wohnlichen und individuellen Gartenkonzept. Oft hört man dann Äusserungen wie: «Bei der Planung eines neuen Wohnhauses würden wir die Gartengestaltung zusammen mit der Planung des Hauses angehen».

Einklang zwischen Haus und Garten

Deshalb ist es aus ästhetischen und funktionellen Gesichtspunkten bedeutend, möglichst früh den Schulterschluss zwischen Hochbau und Gartenarchitektur zu suchen. Nur so können an die Umgebung hohe Ansprüche in Sachen Optik, Komfort und Aufenthaltsqualität gestellt werden. Zusätzlich lassen sich auf diese Weise Linienführungen und Proportionen wie auch die Materialien des Innen- und Aussenraumes harmonisch aufeinander abstimmen. Dies bewirkt ein einheitliches Gesamtbild und sorgt für einen fliessenden Übergang zwischen dem Wohn- und Freiluftzimmer.

Wird der Garten bereits bei der Entwurfsphase des Hauses miteinbezogen, hat man die einmalige Gelegenheit, Architektur mit Gartenarchitektur verschmelzen zu lassen. Selbst die Raumabfolge des Wohnhauses kann dann mit der Gartengestaltung verzahnt werden. Etwa, wenn ein Sitzplatz nahe an der Küche gewünscht wird oder der Kinderspielbereich vom Zimmer des Nachwuchses aus zugänglich sein soll. Die Fenster sollten nicht nur für den Lichteinfall in den Innenbereich konzipiert sein, sondern auch für einen schönen Ausblick in den Garten sorgen. Zudem kommt es immer wieder vor, dass bei der Gestaltung einer Umgebung die Versorgungsleitungen und Anschlüsse nicht in die Gesamtplanung miteinbezogen werden. So fehlt dann womöglich der Strom für die Beleuchtung der hinteren Gartenbereiche oder vom Haus entfernter Sitzplätze. Oder es sind keine Wasseranschlüsse zum Giessen oder für eine automatische Bewässerung vorhanden. Es zeigt sich dann immer wieder, dass ein späteres Nachrüsten mit aufwendigen Verbindungen zur bestehenden Haustechnik viel teurer wird.

Es kann aber auch sein, dass mit grösseren Gehölzen eine Raumverbindung zwischen Haus und Garten entstehen oder eine stattliche Baumkrone einen Schattenplatz in der Nähe des Hauses ermöglichen soll. Dazu müssen sich genügend grosse Baumgruben an bestimmten Orten befinden. Tiefgaragen und Unterkellerungen können dies jedoch verunmöglichen oder stark beeinträchtigen. Mit dem frühzeitigen Einbezug solcher gestalterischen Wünsche können bauliche Vorhaben noch rechtzeitig abgeändert oder angepasst werden. Ein Gartenkonzept baut zwar meist auf der Architektur des Hauses auf. Trotzdem kann bei einem frühen Miteinbezug eines Gartenplaners die Gestaltung des Bauwerks zugunsten des Gartens beeinflusst werden.

Die ersten Ideen für den Garten braucht es somit schon vor dem Hausbau. Denn vieles, was zunächst gar nicht von Bedeutung erscheint, sollte schon bei der Bauplanung bedacht werden. Sonst besteht die Gefahr, dass man sich später jahrelang über strategische Fehler ärgert. Letztlich kommt eine gelungene Gartengestaltung nur dann zustande, wenn alle Akteure von Anfang an in den Planungsprozess miteinbezogen werden. Die grünen Anliegen sollten frühzeitig thematisiert und über den gesamten Planungsprozess bis hin zum Unterhalt verankert werden.

Erster Akt des Hausbaus

Es gibt heute zweifelsohne viele gute Beispiele, wo sich Gartengestalter bei Bauvorhaben von der ersten Stunde an ins Spiel bringen. Diese Grünplaner können ihre Kunden rechtzeitig für die Gestaltung des Gartens sensibilisieren. Denn so präsent und real ein Garten mit all seinen Pflanzen, Farben und Düften ist, so virtuell ist zunächst sein Konzept. Der Garten ist in den Köpfen der Kunden meist zuerst ein Wunschgebilde. Deswegen beginnen viele Gartengestalter ihre Entwurfsarbeit mit Bildern. Gemeinsam mit den Bauherren wird ein Bedürfniskatalog erarbeitet, der auf einer Bilderauswahl basiert.

Eine ähnliche Methode vertritt der 2D-Gartenplaner von www.gartendialog.ch. Dieses von JardinSuisse – Unternehmerverband Gärtner Schweiz – angebotene Online-Tool bietet seit März 2017 eine Hilfestellung, indem es die Wünsche und Ideen der Gartenbesitzer bildhaft darstellt. Hier gilt es, in einem ersten Schritt die Vorstellung vom individuellen Traumgarten herauszufinden. Der Nutzer bekommt eine Auswahl an Antworten zu grundsätzlichen Themen der Gartengestaltung. Dabei geht es um Gartenstil oder -Nutzung und vieles mehr. Ist die gestalterische Stilrichtung festgelegt, folgt die konkrete Auswahl der wesentlichen Gestaltungselemente. Zum Schluss wird entschieden, welche Materialien bevorzugt werden. Aus all diesen Informationen generiert das Tool automatisch eine digitale Bildercollage, die ganz auf den persönlichen Bedürfnissen des Nutzers beruht. So kommt der Garten- oder Terrassenbesitzer schnell und unkompliziert seinem Wunschgarten ein grosses Stück näher.

Virtuell lebendig vor dem ersten Spatenstich

Mit professionellen und ausgeklügelten Software-Visualisierungen spazieren Landschaftsgärtner und Auftraggeber gemeinsam durch virtuelle, begehbare Gartenwelten. Sie schauen sich verschiedene Tages- und Jahreszeiten an, betrachten die Bepflanzung in verschiedenen Wachstumsphasen oder schalten Licht an, um die Wirkung eines Beleuchtungskonzepts zu begutachten. Der Spaziergang aus der Ich-Perspektive ist so nicht einfach ein fertiger, immer gleich ablaufender Film, sondern findet in einer frei begehbaren, virtuellen Welt statt, ähnlich der Steuerung eines Computerspiels. Der Kunde kann sich die Gartenidee bei Tag und bei Nacht, im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter und aus jeder gewünschten Perspektive anschauen. Und dies bereits vor dem ersten Spatenstich.

Spielerische Gartengestaltung

Für die virtuelle Gartengestaltung gibt es inzwischen auch raffinierte 3D-Visualisierungen. Diese Illustrationen geben einen wirklichkeitsnahen Einblick in den künftigen Aussenraum. Der Nutzer kann auf dem Display einen Garten planen, unterschiedliche Gestaltungen austesten oder einfach nur Ideen sammeln. Ebenso gibt es auch verschiedene Anwendungssoftwares für Laien. Solche Applikationen eignen sich lediglich für den spielerischen Einstieg in die Gartenplanung und bieten keine präzise, massstabsgetreue und professionelle Gartengestaltung. Mit dem Blick aufs Smartphone oder Tablet kann in bestehenden Grünanlagen die gestalterische Realität mit künstlich generierten Objekten wie Bäumen, Hecken oder Bodenbelägen ergänzt werden. So wird dem Betrachter dank Augmented Reality am bestehenden Gartenobjekt auf einfache und spielerische Art sichtbar gemacht, wie sein Garten aussieht, wenn sein Aussenraum beispielsweise mit einer Hecke abgegrenzt wird oder ein neues Ensemble von Gehölzen den Sitzplatz abgrenzt. Solche Apps erfassen einzelne Bildpunkte eines Gartens und verschaffen einen ersten Überblick über die gestalterischen Möglichkeiten. In Verbindung mit den sogenannten Beschleunigungs- und Bewegungssensoren des Smartphones platziert die App die künstlich erzeugten Objekte am richtigen Platz, im richtigen Bezug zum Gartenobjekt. Bewegt sich der Nutzer, so verändert sich auch die Position zum virtuell erzeugten Objekt. Darüber hinaus können diese scheinbaren Elemente auch eine unterhaltsame Eigendynamik entwickeln. Die Wildbiene fliegt von Blüte zu Blüte oder ein Igel raschelt unermüdlich im Laub. Nebst der Freude am Verspielten schaffen diese digitalen Möglichkeiten neue Wege bei der Planung des eigenen Wunschgartens.