Meier meint

Halt in schwierigen Zeiten

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

In diesen Frühlingstagen sind mir zwei typische Schweizer Traditionen besonders aufgefallen. Einerseits der sogenannte «Banntag». Hierbei handelt es sich um einen Brauch, der in vielen Gemeinden des Baselbiets (meinem Heimat- und Wohnkanton), im Zürcher Unterland (dort vor allem im Furttal) und im solothurnischen Schwarzbubenland gepflegt wird. An einem Tag im Mai – zumeist in den Tagen um Auffahrt oder an diesem Feiertag selbst – schreitet eine Einwohnerschar einen Teil der Grenze ihrer Wohngemeinde – eben einen Teil des «Gemeindebanns» – ab. Verschiedene Gruppen, sogenannte «Rotten», übernehmen dabei verschiedene Grenzabschnitte. Entwickelt hat sich der Brauch aus der ursprünglichen Grenzbegehung zur Kontrolle, ob die Grenzsteine noch alle am richtigen Ort sind – und nicht allenfalls seit der letzten Kontrolle von habgierigen Nachbarn zu deren Gunsten versetzt worden sind.

Heute ist der Banntag ein traditioneller und geselliger Tag für die ganze Einwohnerschaft und auch viele «Heimweh-Geplagten». Nur noch an ganz wenigen Orten ist der Banntag einzig Bürgerinnen und Bürgern oder Männern und Kindern vorbehalten. Begleitet werden die «Grenzwanderer» von Tambouren und Pfeifern oder auch von der Dorfmusik. Zur Geräuschkulisse gehören ebenfalls die Schwarzpulver-Böller aus Vorderladern.

Die zweite bemerkenswerte Tradition ist das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF). Dieses findet alle drei Jahre in einer anderen Region der Schweiz statt, in seiner 120-jährigen Geschichte dieses Jahr vom 26. bis 28. August – also in weniger als 100 Tagen – erstmals im Kanton Basel-Landschaft. Der nächste Durchführungsort im Jahr 2025 befindet sich dann im Glarnerland.

Im Zentrum dieses Grossanlasses stehen die Wettkämpfe der besten Schwinger des Landes, aber auch jene der Steinstösser und der Hornusser. Die sportlichen Ereignisse sind eingebettet in ein grosses Volksfest mit vielen kulturellen Highlights. Dazu werden rund 350 000 Gäste erwartet.

Geschichte, Traditionen, Bräuche; das sind wichtige Anker unserer Gesellschaft. Nur wer weiss, woher er kommt, weiss, wohin er geht. Nicht zuletzt oder gerade eben deshalb kommt ihnen in Zeiten wie heute eine besondere Bedeutung zu.

«Nur wer weiss, woher er kommt, weiss, wohin er geht.»