Smart Living

Diese Fenster denken mit

Intelligentes Glas verfärbt sich je nach Sonneneinfall dunkel oder kann via Fernsteuerung in eine Trennwand verwandelt werden. Waren sie bislang vor allem in Bürogebäuden oder Hotels anzutreffen, erreichen schaltbare Fenster vermehrt auch den Eigenheimbereich.

von Tobias Chi

Journalist, Zürich

Fenster haben verschiedene Funktionen: Sie lassen Licht ins Haus, dienen der Belüftung und eröffnen die Sicht nach draussen. Nicht zuletzt sind sie auch ein ästhetisches Element und können einen Innenraum buchstäblich ins richtige Licht rücken. Zu diesen Eigenschaften kommen jetzt noch weitere hinzu, denn die smarten Fenster sind auf dem Vormarsch. Sie passen sich verändernden Licht- oder Temperaturverhältnissen an oder werden per Knopfdruck zum Raumtrenner.

Intelligentes Glas, auch schaltbares Glas oder eben Smart-Glas genannt, reguliert die Lichtdurchlässigkeit. Es gehört in den Bereich der sogenannten Funktionsgläser und hat die Fähigkeit, per Knopfdruck seine Transparenz zu ändern. Grosse Unternehmen setzen die Technologie zum Beispiel ein, um bei Sonneneinfall Hitze oder blendendes Licht in Büroräumlichkeiten zu vermeiden. Auch können Sitzungsräume bei Besprechungen mittels intelligenter Glasscheiben vom restlichen Bereich abgetrennt werden.

Bei richtiger Verwendung kann schaltbares Glas also die Funktionen von Klimaanlagen oder Jalousien beziehungsweise Raumtrennern übernehmen. Aufgrund der bislang noch relativ hohen Preise kommt die Technologie bisher vor allem im Businessoder im Hotelleriebereich zum Einsatz; der grosse Durchbruch bei Eigenheimen steht noch bevor, ist aber wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Elektrizität, Wärme, Flüssigkristalle

Smarte Gläser beruhen auf drei verschiedenen Technologien: Man spricht von elektrochromem Glas, thermochromem Glas oder von LC-Glas. Elektrochrome Scheiben verfügen über eine folienartige Oberflächenbeschichtung, die bei Zunahme der elektrischen Spannung ihre Farbe verändert. In abgedunkeltem Zustand ist die Färbung aufgrund der verwendeten Beschichtung meist bläulich. Elektrochrome Gläser bieten zwar keinen hundertprozentigen Sichtschutz, eignen sich aber als Sonnenschutz, als Dimmer oder für die Temperaturregulierung. Entfernt man die Oberflächenspannung – per Fernbedienung oder via eines an der Scheibe angebrachten Touchscreens – wird die Folie transparent und lässt das Licht wieder ungefiltert in den Raum.

Wie es ihr Name schon sagt, reagieren thermochrome Scheiben auf Wärme («thermos»: altgriechisch für Wärme, Hitze, Temperatur). Die Färbung des Glases wird durch die Sonneneinstrahlung bzw. den dadurch erzeugten Wärmegrad beeinflusst. Ist eine gewisse Temperatur erreicht, verdunkelt sich die Glasscheibe automatisch. Thermochrome Scheiben sind fähig, die Lichttransmission bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Die Technologie beruht auf einer transparenten Folie, die thermoaktive Substanzen enthält. Scheint die Sonne auf die Scheibe, verfärben sich diese Substanzen und bieten einen guten Sonnenschutz. Dieser Effekt kann – etwa für einen besseren Sichtschutz – auch künstlich erzeugt werden: die thermoaktiven Substanzen in der Folienbeschichtung lassen sich per Fernbedienung oder Smartphone- App ansteuern und regulieren.

LC steht für Liquid Crystal, also Flüssigkristall. Im Gegensatz zu den elektrochromen und thermochromen Verglasungen sind LC-Scheiben im Normalzustand undurchlässig und werden erst durch die Zufuhr von Strom transparent. Weil diese Technologie UV-Strahlung nicht abhalten kann, kommt sie mehrheitlich in Innenräumen zum Einsatz. Unter dem Einfluss von einfallendem Licht lassen die im Glas enthaltenen Kristalle eine Milchglas-Optik entstehen. Der Kristallfilm befindet sich zwischen zwei sogenannten Floatglasscheiben und erzeugt einen effizienten Sichtschutz, der auf Knopfdruck ausgeschaltet werden kann, wodurch die Scheibe transparent wird. Diese Art von intelligenter Verglasung kommt beispielsweise in Duschen und Bädern in Hotelzimmern zum Einsatz, um die Nasszelle bei Bedarf optisch vom übrigen Bereich abzutrennen.

Schaltbare Folien: die günstige Alternative

Wie bereits erwähnt, sind intelligente Gläser derzeit noch relativ teuer – je nach Technologie und Ausstattung liegen die Quadratmeterpreise zwischen 1000 und 2000 Franken. Zusätzlich müssen gegebenenfalls noch Steuerelemente oder Schalter angeschafft bzw. verbaut werden. Eine kostengünstigere Alternative bieten schaltbare Folien. Diese können auf bereits bestehende Glasfenster oder Trennwände angebracht werden – teilweise sogar ohne fachmännische Unterstützung. Auch können diese Folien beliebig nachgerüstet und einfach auf die bestehende Scheibe geklebt werden. Mit ihnen lassen sich dieselben Effekte erzielen wie mit intelligentem Glas. Auch sie lassen sich über ein Touchpanel oder über eine App ansteuern.

Anbieter von intelligentem Glas bzw. schaltbaren Folien erstellen in der Regel ein unverbindliches Preisangebot, das die Gesamtfläche, Steuerelemente, den Transport und die Montage berücksichtigt.